Bunter Strauss, keimende Idee

Langsam, aber sicher bin ich angekommen in Aarau. Der Ratsbetrieb fühlt sich mit jeder Sitzung vertrauter an. Die Abläufe sitzen besser, die Gesichter sind nicht mehr ganz so neu und eine gewisse Routine spielt sich ein. Trotzdem bringt jeder Sitzungstag neue Themen, neue Dynamiken und neue Erfahrungen mit sich. Die ersten drei Monate der Legislatur waren gefühlt sehr gemächlich bis fast schon langweilig. Dies machte das Ankommen in Aarau nicht gerade einfacher. Zum Glück hat der Ratsbetrieb im zweiten Quartal deutlich an Fahrt aufgenommen.
Dennoch habe ich mich gefragt, ob unser heutiges Modell mit einzelnen Sitzungstagen wirklich das Beste ist. Wäre es nicht sinnvoller, wenn wir – wie unsere Luzerner Nachbarn – zwei oder gar drei Tage am Stück zusammenkämen? Eine Art Kurz-Session, die nicht nur Zeit für politische Arbeit schafft, sondern auch für mehr Austausch untereinander. Gerade für einen Kanton der Regionen wie den Aargau könnte das eine Chance sein. Man rückt näher zusammen, diskutiert vertieft, versteht einander besser – vielleicht sogar über Hügelzüge und Parteigrenzen hinweg. Natürlich wäre das ein grosser Schritt. Und vielleicht würden manche sagen: Jetzt spinnt er aber, der Neue.
Vielleicht ist es ein Hirngespinst. Vielleicht aber auch eine echte Chance. Oder, um es wie der Erfinder und Unternehmer Henry Ford zu sagen: «Wenn ich die Menschen gefragt hätte, was sie wollen, hätten sie gesagt: schnellere Pferde.» Manchmal braucht es eben den Mut, etwas ganz anderes zu denken. Die Idee ist auf jeden Fall gekeimt. Mal sehen, ob sie auf fruchtbaren Boden stösst.
Nun aber zurück zur eintägigen Ratssitzung vom Dienstag, 24. Juni – der letzten vor der Sommerpause. Es stand ein bunter Strauss an Geschäften auf dem Programm – von der Sexualkunde über den Jahresbericht der Kantonalbank bis hin zur Angehörigenpflege. Die Debatte um den Sexualkundeunterricht sorgte im schwülen Ratssaal für besonders heisse Voten. Gemeinsam mit der EDU forderte unsere Fraktion in einer Motion eigentlich nur, dass Eltern vorgängig informiert werden, wenn externe Organisationen in der Schule im Bereich Sexualkunde unterrichten. Es war eine engagierte und heisse Diskussion – verständlich bei einem so persönlichen Thema. Für mich ist klar: Transparenz schafft Vertrauen. Die Schule soll ein Ort des Wissens sein – nicht des Überraschtwerdens. Leider konnte für die Motion keine Mehrheit gefunden werden. Deshalb appellieren wir an die Verantwortung der Schulleitungen und Lehrpersonen. Sodass die Eltern fair und transparent im Voraus informiert werden.
Persönlich konnte ich seit Beginn der Legislatur meine ersten beiden Vorstösse einreichen. In Form von zwei Interpellationen habe ich dem Regierungsrat Fragen zur Aargauer Landwirtschaft gestellt. Erstens zur Bewältigung der Blauzungenkrankheit und zweitens zur Freiwilligkeit bei der Biodiversitätsförderung.
Ich bin gespannt auf die Antworten der Regierung. Sie auch?
Alain Bütler, Grossrat, Kallern.